Bergbauernforscher packt Landwirtschaftsminister bei den Hörnern
Protest vor dem Landwirtschaftsministerium gegen skandalöse Bestellungspolitik
Die Bundesanstalt für Bergbauernfragen (BABF) wurde vor über 30 Jahren von Bruno Kreisky gegründet und hat seitdem als kritische wissenschaftliche Forschungseinrichtung im In- und Ausland einen hervorragenden Ruf.
Zur neuen Leiterin der Bundesanstalt für Bergbauernfragen hat das Landwirtschaftsministerium eine Person bestellt, die fachlich nicht qualifiziert zu sein scheint. Die ÖBV-Via Campesina Austria ist der Bundesanstalt für Bergbauernfragen schon lange inhaltlich und kollegial verbunden und schätzt die Arbeit und insbesondere die Analysen der BABF. Durch die unerklärliche Personalentscheidung des Bundesministers Nikolaus Berlakovich sind der Ruf und die wissenschaftliche Unabhängigkeit der Bundesanstalt für Bergbauernfragen gefährdet. Die Vermutung liegt nahe, dass politische und nicht fachliche Argumente für die Bestellung der neuen Leiterin ausschlaggebend waren. Soll die Bundesanstalt durch eine agrarpolitisch ziemlich unbedarfte Person geschwächt und dadurch gefügig gemacht werden?
Auch wenn es prinzipiell begrüßenswert ist, dass eine Frau eine Leitungsfunktion in der Agrarbürokratie übernehmen soll, protestiert die ÖBV- Via Campesina Austria auf das Schärfste gegen diese Personalentscheidung des Landwirtschaftsministeriums.
Einer Frau den Vorzug zu geben, die fachlich nicht qualifiziert zu sein scheint, ist eine Verhöhnung der berechtigten Anliegen der Frauen in unserer Gesellschaft. Denn, wie schon Johanna Dohnal sagte: „Frau sein allein ist kein Programm“. Wir werden jegliche Bemühungen um eine Neubewertung der Qualifikationen der BewerberInnen unterstützen und erklären uns mit der Bundesanstalt für Bergbauernfragen solidarisch.
Deshalb verteilten Mitarbeiterinnen der ÖBV am Mittwochmorgen gemeinsam mit dem langjährigen Bergbauernforscher und jetzt praktizierenden Bergbauern Dr. Josef Krammer einen offenen Protestbrief an Landwirtschaftsminister Berlakovich vor dem Ministerium am Wiener Stubenring.
Krammer, der ehemalige Leiter der BABF machte seinem Ärger Luft: „Minister Berlakovich versucht mit seiner aktuellen Personalpolitik die Bundesanstalt für Bergbauernfragen, die von Dr. Bruno Kreisky 1978 gegründet wurde, zu zerstören! Bruno Kreisky hat damals qualifizierte Personen in viele Bereiche geholt, um die Modernisierung Österreichs einzuleiten. Vor diesem Hintergrund hat Kreisky auch die Bundesanstalt für Bergbauernfragen (BABF) gegründet und damit eine inzwischen national und international renommierte Forschungsinstitution geschaffen, die zum Wohl der Bergbauern und Bergbäuerinnen arbeiten konnte. Jetzt will Minister Berlakovich eine nicht für dieses Fachgebiet qualifizierte Person, die kaum agrar- und regionalpolitisches Wissen vorweisen kann, als Leitung der BABF einsetzen. Er könnte dadurch dafür mitverantwortlich sein, wenn die von mir aufgebaute Bundesanstalt in den Ruin geführt wird. Dies ist eine gravierende Fehlentscheidung der Agrarbürokratie. Ich lasse das nicht zu!“, so Dr. Josef Krammer.
Demnach könnte der Landwirtschaftsminister, wenn er diese eklatante Fehlentscheidung seiner Bürokraten nicht rückgängig macht, noch seine bergbäuerlichen Wunder erleben, denn „meine Weggefährtinnen und Weggefährten und ich werden mit Unterstützung der kritischen Öffentlichkeit emsig daran arbeiten, dass Berlakovich seine Entscheidung revidiert und eine kompetente Leitung bestellt. Die von mir und meinem Stellvertreter Thomas Dax eingeleitete Entwicklung der Bundesanstalt für Bergbauernfragen zum Europäischen Zentrum für Berggebietsforschung muss fortgesetzt werden!“